Der Schatz im Taurastein

Der Schatz im Taurastein - Teil einer Postkarte aus dem Jahr 1938 (Tageblatt-Druckerei Reinh. Schmidt, Burgstädt

In dem Taurastein bei Burgstädt soll ein Schatz liegen. Es geschah einmal an einem heißen Sommertage, da lief ein Burgstädter Einwohner über den Taurastein seiner Heimat zu. Von der Hitze ermattet, legte er sich im Waldesgrün, wo ihm wohltätige Kühlung umfing nieder, und fiel bald in einen tiefen Schlaf. Plötzlich rief ihm eine Stimme zu: „Steh auf und folge mir! Ich führe dich zu deinem Glücke!" Erschrocken schlug der Mann die Augen auf und bemerkte, dass es finstere Nacht war und dass die Stimme, die ihn geweckt hatte, einem kleinen grauen Männchen gehörte. Mit unsichtbarer Macht zog es ihn, dem Männchen zu folgen. Bald standen sie vor einer geöffneten Pforte und im Inneren der Höhle lagen Haufen von hell leuchtendem Golde. Da sagte der Graue: „Jetzt sind wir am rechten Orte. Alles, was du hier siehst, soll Dein sein, und du bist alle deine Sorgen los. Nur eine Kleinigkeit wünsche ich von dir: Dein Weib gebar Dir in dieser Stunde einen Knaben. Den sollst du mir für all das Gold schenken, damit er mir mit Leib und Seele gehört!" Da nahm der fromme Burgstädter schnell ein Kreuz, der Christen heiliges Zeichen, das er bei sich trug und hielt es dem Verführer entgegen. Plötzlich stürzten die Felswände krachend ein, und das Gold sank wieder in die Tiefe hinab. Der Arme Mann aber fiel mit bleichem Gesicht wie leblos zwischen dem Gesteine nieder. Als der Morgen erwachte, wurde gar feierlich in der nahen Stadt das Pfingstfest eingeläutet. Zu Hause begrüßte ihn sein Weib, das ihm in der Nacht ein Söhnchen geboren hatte. Mit Windeseile verbreitete sich die Kunde von dem seltsamen Erlebnis in der Stadt. Alt und Jung eilte nach dem Taurasteine, ob man noch etwas von dem Golde sehen möchte. Doch jede Spur von der reichen Schatzkammer war verschwunden.

Quellen:

  • überliefert, Nach Meiche, Postkarte aus dem Jahr 1938
  • Bild: Teil einer Postkarte aus dem Jahr 1938 (Tageblatt-Druckerei Reinh. Schmidt, Burgstädt) - eigenes Archiv