07.03.2021, zuletzt aktualisiert am 03.04.2021

Die GROMA - Ein Stück Markersdorfer Industriegeschichte

Die GROMA - Ein Stück Markersdorfer Industriegeschichte

Die Bezeichnung "GROMA" ist aus den Anfangsbuchstaben des Fabrikanten Grosser und des Betriebssitzes Markersdorf (Chemnitztal) abgeleitet.


Fabrikgelände der Firma Maschinenfabrik G. F. Grosser Fabrikgelände der Firma Maschinenfabrik G. F. Grosser in den 1920er Jahren


 

Die spinnen, die Markersdorfer …

Am Standort der inzwischen komplett abgerissenen GROMA wurde 1557 erstmals "Mings Mühle" erwähnt. Diese Mühle bestand bis Anfang des 19. Jahrhunderts. 1820 wurde das Mühlengrundstück vom Burgstädter Fabrikbesitzer Tetzner gekauft, welcher die Gebäude zu einer Wollspinnerei umarbeiten ließ und diese 1831 in Betrieb nahm. (5) Ab 1. August 1834 lautete der Name der Firma C. A. Tetzner & Sohn. Am 1. Juli 1851 schied dann der Senior der Firma Tetzner aus, zog sich völlig von den Geschäften zurück und überließ seinem Schwiegersohn J. H. Wolf die Spinnerei in Markersdorf. (22) Von da an nannte man die Fabrik Wolfsche Wollspinnerei. 1865 erwarb Gustav Friedrich Grosser die Wollspinnerei, um an diesem Standort eine Strickmaschinenfabrik zu betreiben.

Anlass für die Gründung einer Strickmaschinenfabrik mit dem zugehörigen Nadelgeschäft war die sich zu der Zeit ständig weiter ausbreitende Textilindustrie hier im sächsischen Raum. 1869 wurde die Fabrik unter dem Namen „Bach & Grosser“ gegründet. (3) Manche Quellen datieren die Gründung auch auf 1872 (18) aber laut dem Kopfbogen der Firma G. F. Grosser im Jahre 1945 wurde die Firma tatsächlich 1869 gegründet. So findet sich diese Angabe auf dem Antwortschreiben auf eine Anfrage aus dem Jahr 1945 in der Sächsischen Landesbibliothek (auch online verfügbar). (19)

Die Produktion von Textilmaschinen startete 1875. Am 01.03.1877 haben sich die Gründer der Firma "Bach & Grosser" dann aus unbekannten Gründen getrennt. Gustav Friedrich Grosser war von diesem Zeitpunkt an der alleinige Inhaber der Firma.

Ab 01.03.1878 wurde die Firma dann unter dem neuen Namen "Maschinenfabrik G. F. Grosser" geführt. In den 1880er Jahren wurde die Produktion auf Spulmaschinen für Strickerei und Wirkerei-Industrie ausgedehnt. Die Fabrik war somit die erste Maschinenwerkstätte für Spezialmaschinen der Strickwarenindustrie. Die hier produzierten Maschinen erlangten großes Ansehen und der Export erfolgte damals weltweit in viele Länder.

Strickmaschine aus einem Katalog der Strick und Spulmaschinenfabrik G.F. Grosser


 

Erfindungsreichtum und industrieller Aufschwung

1888 wurde Gustav Friedrich Grosser mit der Erfindung des „Schlauchschlosses“ für Strickmaschinen bekannt und die Firma „Maschinenfabrik G. F. Grosser“ produzierte seitdem insbesondere Flachstrickmaschinen. (1)

Zur Produktion gehörte die Fertigung von Handstrickflachmaschinen, Motorflachstrickmaschinen (Motorrundstrickmaschinen), Spulenmaschinen, Zubehör und Textilmaschinenersatzteilen. Durch den erfolgreichen Absatz der Erzeugnisse und dem daraus resultierenden Gewinn war es möglich, die Fabrik ständig zu vergrößern und das Produktionsprogramm zu erweitern.

Die Fertigstellung der Chemnitztalstraße 1880 und besonders die 1902 eröffnete Chemnitztalbahn sorgten für den industriellen Aufstieg des Chemnitztals und somit auch von Markersdorf. Den hier ansässigen Fabriken war es nun möglich, die Erzeugnisse einfacher und schneller in alle Welt zu liefern. 1904 wurde die Firma von Paul Grosser, Sohn von Gustav Friedrich Grosser, übernommen. Paul Grosser war wiederum alleiniger Inhaber.

Die Geschichte der Chemnitztalbahn Die Geschichte der Chemnitztalbahn


 

Ein neuer Produktionszweig

In der Zeit des ersten Weltkrieges wurden von 1914 bis 1918 hauptsächlich Strickmaschinen, Drehbänke und Hülsen für Granaten hergestellt. 1919 startete die Firma die Entwicklung von Schreibmaschinen. 1924 erfolgte die Umbenennung in "G.F. Grosser Fabrik für Büromaschinen" und die Produktion der Schreibmaschine "GROMA" (Konstrukteur Max Pfau, Produktionsende 1950, 150.000 Exemplare) begann. Die "GROMA"-Standardschreibmaschinen waren voll aus Stahl hergestellt und erlangten zu dieser Zeit einen sehr guten Ruf. Der Verkaufspreis der "GROMA" lag bei 420 Mark. (1)

Die Weltwirtschaftskrise Ende der 1920er Jahre machte auch der GROMA zu schaffen. Der Absatz der hergestellten Produkte verringerte sich immer weiter, so dass es zu massive Entlassungen kam. Die Zahl der Beschäftigten erreichte im Jahr 1932 einen Tiefpunkt und stieg in den folgenden Jahren nur langsam wieder an. Trotzdem blieb man nicht untätig und begann in den folgenden Jahren mit der Produktion weiterer Schreibmaschinenmodelle:

  • 1928: Kleinschreibmaschine (Produktionsende 1945),
  • 1933: Schreibmaschine "Groma S" mit Tabulator,
  • 1936: Schreibmaschine "Groma Simplex",
  • 1938: Schreibmaschine "Klein-Groma N". (2)

Nachdem die Firma G. F. Grosser 1934 die Herstellungsrechte einer von Leopold Ferdinand Pascher konstruierten Kleinschreibmaschine erwarb und diesen als Chefkonstrukteur einstellte, wurde die Produktion dieser Kleinschreibmaschine aufgenommen. (3)

Gleichzeitig arbeitet Pascher an der Entwicklung einer Kleinstschreibmaschine, einer so genannten Aktentaschenmaschine, die später unter dem Namen "Gromina" bekannt wurde. Das 1939 darauf erteilte Deutsche Reichspatent wurde Pascher wiederum von der Firma G.F. Grosser abgekauft. Die Produktion dieser Maschine erfolgte aufgrund des 2. Weltkrieges jedoch nicht mehr. Erst 6 Jahre nach Ende des zweiten Weltkrieges begann im Jahre 1951 die Produktion der "Gromina" (Produktionsende 1955) aufbauend auf diesen Patenten. 1937 erfolgte die Übergabe an Erich Grosser (Sohn von Paul Grosser), der die Fabrik bis 1945 als alleiniger Inhaber führte.

GROMA Hauptgebäude GROMA Hauptgebäude


Bereits 1936 ins Rüstungsgeschäft eingestiegen, wurde 1939 der Betrieb dann erneut auf Kriegs- bzw. Rüstungsproduktion umgestellt. In den Jahren 1940 bis 1945 stieg die Anzahl der Beschäftigten, aufgrund dieser Produktion von 978 auf 1.450 Mitarbeiter. (3)

Die Hauptkriegsproduktion waren Einzelteile für Flugzeuge, Wellen für Motoren, Hydraulikpumpen und Wellenmessgeräte. Außerdem gab es in dieser Zeit eine gedrosselte Produktion von Standard- und Kleinstschreibmaschinen, sowie von Strick- und Spulmaschinen. Ab 1943 produzierte die GROMA auch Steuerungsteile für die Bomben bzw. Raketen V1 und V2 und setzte gegen Kriegsende 224 ausländische Zwangsarbeiter, 163 Kriegsgefangene und viele zwangsverpflichtete Frauen aus der Textilindustrie in der GROMA ein. (4)

GROMA - Dreherei in den 1940er Jahren GROMA - Dreherei in den 1940er Jahren (Foto aus einer Broschüre der GROMA von 1943)


 

Nachkriegszeit – Ein schwerer Neubeginn

Nach dem 2. Weltkrieg erfolgte ab 12. September 1945 die totale Demontage des Werkes durch die sowjetischen Besatzungstruppen. Der hintere Teil des Fabrikgeländes mit dem Maschinensaal wurde von der Roten Armee in Beschlag genommen und die im Volksmund "Russenkaserne" genannte, sowjetische Garnison der Besatzungstruppen entstand. Diese wurde bis zum Abzug der sowjetischen Truppen 1994 von der Roten Armee genutzt.

Der GROMA-Neustart 1945 musste also mit den noch vorhandenen Mitteln und Arbeitskräften erfolgen, die der Krieg verschont hatte. Wiederaufbau und die Wiederaufnahme der Produktion mit 19 Mitarbeitern begann am 29.11.1945 mit der Herstellung von Karbidlampen, einigen Strick- und Spulmaschinen, Ersatzteilen und Schreibmaschinen. Aus noch vorhandenen Teilen wurden 1947 bis 1950 zum Beispiel auch Küchenuhren hergestellt. (5)

1946 wurden im April die Verträge über Reparationsleistungen an die Sowjetunion in Form von Textil- und Schreibmaschinen abgeschlossen. Damit war es möglich, langsam wieder zur planmäßigen Fertigung überzugehen. So stieg die Anzahl der Beschäftigten bis 1946 auf 233. (3)

GROMA Logo auf Schreibmaschine GROMA Modell N GROMA Logo auf Schreibmaschine GROMA Modell N


 

Enteignung und Verstaatlichung

Bis 1946 war die Fabrik noch im Familienbesitz, wurde dann aufgrund der Rüstungsproduktion 1948 enteignet, verstaatlicht und als "VEB Mechanik GROMA Markersdorf/Chemnitzthal" weitergeführt. Um 1950 erfolgte dann der erwähnte Aufbau der Produktion von Kleinschreibmaschinen. Bereits 1950 wird die Klein- und Flachschreibmaschine "Gromina" im Lederetui vom „VEB Mechanik GROMA, Markersdorf-Chemnitzthal“ in der überregionalen DDR-Presse erwähnt:

"... Dem volkseigenen Betrieb GROMA aus Markersdorf-Chemnitzthal, der mit der Kleinstschreibmaschine (Höhe 53 mm, Gesamtgewicht nur 4 kg) einen Messeschlager ausstellt, ist die gesamte vorhandene Erstproduktion meist von westeuropäischen und skandinavischen Kunden aus der Hand gerissen worden. Säumige Käufer der ersten Tage bedauern ihr Zögern. ..." (6)

Zeitgleich erfolgte 1950 die Einstellung der Textilmaschinenproduktion.

Erbaut wurde das Hauptgebäude im Jahre 1913 Erbaut wurde das Hauptgebäude, wie an der Jahreszahl im Dachfirst zu erkennen, im Jahre 1913


 

Exportschlager

Auch in den folgenden Jahren war die "Gromina" ein gefragtes Produkt auf der Leipziger Messe. (7)

Bereits 1952 hatte sich die Belegschaft verzehnfacht und 53% der Produktion des Werkes wurden nach Westdeutschland, Belgien, Holland, Frankreich, Italien, Dänemark, Finnland Polen und China exportiert. (8)

1953 erfolgte erneut eine Umbenennung, diesmal in "VEB Groma Büromaschinen Markersdorf/Chemnitztal". Für die Kleinstschreibmaschine "Gromina" betrugen 1954 die Kosten im Lederetui 304 DM und mit Holzköfferchen 276 DM (16).

Die Reiseschreibmaschine "Kolibri" (Produktionsbeginn 1954, Produktionsende 1962) konnte 1955 auch nach Spanisch-Marokko und Tanger verkauft werden. (9)

Dieses Modell hat es Jahr 2006 sogar noch zu einer "Nebenrolle" im Politthriller „Das Leben der Anderen" geschafft: Der Schriftsteller Georg Dreyman arbeitet dort mit der "Kolibri", um einen geheimen Artikel für die Zeitschrift „Spiegel" zu schreiben. Die geringen Abmessungen der "Kolibri" ermöglichen es, die Schreibmaschine unter der losen Bodenplatte einer Türschwelle vor der Stasi zu verstecken. (20) (21)

1957 begann dann der Export der neuentwickelten Reiseschreibmaschine "Combina" (Produktionsbeginn 1954, Produktionsende 1960). Dabei handelte es sich um die erste Reiseschreibmaschine der DDR, die eine Segmentumschaltung sowie einen leicht auswechselbaren 24- bzw. 32-Zentimeter-Wagen besaß. Die Lieferung der von der "GROMA" produzierten Erzeugnisse erfolgte 1957 in 85 Länder. (10)

Diese Reiseschreibmaschinen wurden bis Anfang der 60er Jahre produziert. Eine der letzten diesbezüglichen Erwähnungen in der überregionalen DDR-Presse erfolgte am 31.01.1961 in der DDR-Tageszeitung "Neues Deutschland". Demnach wurde die Luxusausführung der bekannten Kleinschreibmaschine vom Typ "Kolibri" noch in 80 Länder exportiert. Die Chance im eigenen Land eine dieser Schreibmaschinen zu Gesicht zu bekommen, geschweige denn in den Besitz einer dieser Maschinen zu gelangen, war also verschwindend gering.

Schriftzug auf einer GROMA Schreibmaschine Schriftzug auf einer GROMA Schreibmaschine


 

Die Mechanik klemmt

Die Zeit der von der GROMA produzierten rein mechanischen Schreibmaschinen neigte sich aber ihrem Ende zu. Der technische Fortschritt hatte längst den Übergang zur elektro-mechanischen Schreibmaschine vollzogen und die in Markersdorf hergestellten Schreibmaschinen konnten nicht mehr abgesetzt werden. Um bei den Großen der Büro-Branche mitzuspielen, dafür waren die Innovationskraft und die Kapazitäten des Markersdorfer Werkes einfach zu gering.

1962 endete daher die Schreibmaschinenproduktion und es wurde mit der Produktion von Teilen für Buchungs- und Saldiermaschinen begonnen. 1969 folgten die Angliederung an das Buchungsmaschinenwerk (BUMA) als Werk 2 in den VEB Robotron Buchungsmaschinenwerk Karl-Marx-Stadt (BWK) und der Eintritt in das Kombinat Zentronik. (2)

Ebenfalls in den 1960er Jahren wurde auf der Grosser Wiese neben der GROMA ein Heizhaus für die Fabrikgebäude errichtet. Die "Grosser Wiese" war vorher Festplatz für beliebte Park- und Heimatfeste in Markersdorf. (5)

Heizhaus der GROMA kurz vor dem Abriss 2002 Heizhaus der GROMA kurz vor dem Abriss 2002, daneben im Hintergrund das Hauptgebäude


In den 1970er Jahren erblickten im Markersdorfer Werk dann doch noch einmal Schreibmaschinen das Licht der Welt: Die Produktion der elektrischen Kleinschreibmaschine Lettera 36 (als Lizenzproduktion der Firma Olivetti) lief bis zum Produktionsende 1985 und danach wurde die Schreibmaschine S2020 (Produktionsende 1990) gefertigt. Zu Beginn der 1990er Jahre waren noch ca. 700 Mitarbeiter aus den umliegenden Orten in der GROMA beschäftigt. (3)

 

Das Ende naht

Nach 1990 wurde das Werk privatisiert und gehörte zur „Ascota AG Chemnitz“. Die hergestellten Produkte waren jedoch nicht mehr konkurrenzfähig. Die Entlohnung und der Einkauf mussten nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten auch hier in "harter Währung", der D-Mark, erfolgen. Dies führte schließlich 1992 zur Insolvenz und der Schließung des Betriebes. Die Firma wurde unter dem Namen Ascota AG, Schreibmaschinenfabrik Markersdorf liquidiert, das Inventar am 28. April 1992 versteigert. (3)

Kopfbogen Groma 1976 Kopfbogen der GROMA aus dem Jahr 1976


 

Die „Freunde“ sind weg

Nach dem Abzug der Roten Armee 1994 standen die Gebäude der Garnison leer. 1998 bis 1999 erfolgten schließlich der Abriss und die Neugestaltung der ehemaligen "Russenkaserne". Geplant war an diesem Standort eigentlich eine Wohnsiedlung. Der drohende Gesteinsabbau auf dem geplanten Berkwerksfeld "Hugo" ließ die Gemeinde Claußnitz hier aber einen Rückzieher machen. Erst nach intensiven Protesten von Seiten der Markersdorfer Bürger und dem Verein für verantwortungsvolle Nutzung des Lebensraumes Claußnitz und Umgebung e.V., allen voran Frau Dr. Otto und Herr Pfarrer Schmidt aus Claußnitz, ging die Gemeinde zusammen mit den betroffenen Nachbarorten gegen die drohende massive Erweiterung des Gesteinsabbau an. Schlussendlich kam es aufgrund der enttäuschenden Ergebnisse der geologischen Untersuchung 2004 nicht zum Gesteinsabbau. Auf dem Gelände wurde nach einigen Querelen ein Photovoltaik-Feld errichtet und dieses wird auch aktuell noch betrieben.

Photovoltaikanlage auf dem Gelände der ehemaligen "Russenkaserne" Photovoltaikanlage auf dem Gelände der ehemaligen "Russenkaserne" mit dem GROMA-Hauptgebäude im Hintergrund


 

Der rasante Verfall

Mit dem Ende der GROMA und dem Aus der Nutzung der Immobilien setzte dann der rasante Verfall des Geländes und der Gebäude ein. Bereits 1998 beschwerten sich Markersdorfer Bürger auf dem Leserforum der regionalen Tageszeitung Freien Presse über die ungenutzte Industriebrache. Der damalige Eigentümer Frank-Michael Engel, der in Chemnitz das ehemalige Ascota-Gelände sanierte, sagte der Tageszeitung Freien Fresse dazu:

„… Die Frage sei nicht so einfach zu beantworten, meinte Engel. Das ursprünglich sehr große Grundstück, so Engel, sei durch Restitutionsansprüche sehr geschmälert worden. Er verfüge noch über das Gebäude und eine kleine Fläche entlang dem Bach. Vor einigen Jahren habe es ein Konzept zur Entwicklung des Areals mit Angeboten für Gewerbe und Freizeit gegeben. Für eine mögliche Anschubfinanzierung habe er vor zwei, drei Jahren dann den Vorschlag unter breitet, Asylbewerber aus Kriegsgebieten für einen begrenzten Zeitraum in dem Objekt unterzubringen. In einer Befragung hätten aber die Bürger des Ortes sich damals dagegen ausgesprochen, so Engel. Nach seiner Einschätzung, sei der Standort gegenwärtig für viele nicht so interessant, und es bestehe kaum Interesse daran. Engel zeigte sich aber weiter interessiert, die Brache zu beleben …“ (17)

Passiert ist dann lange nichts. Erst 2002 konnten auf dem Gelände des ehemaligen Heizhauses Veränderungen festgestellt werden.

Foto vom Abriss des Heizhauses 2002 Foto vom Abriss des Heizhauses 2002


 

Erste Neugestaltung des Areals

Insbesondere ungeklärte Grundstücksangelegenheiten verhinderten laut der Gemeinde Claußnitz die Aufräumungsarbeiten der Industriebrache. 2002 informierte der Claußnitzer Bürgermeister über die schwierigen Eigentumsverhältnisse. Nach dessen Aussage bemühte die Gemeinde Claußnitz sich:

"um einen Drei-Seiten-Vertrag zwischen der Treuhand, der Kommune und der Eigentümerfirma in Auflösung "Ascota", um den Abriss des Heizhauses vorantreiben zu können. Nach dem Abriss sollen auf der rund einen halben Hektar großen Fläche 20 Parkplätze und eine Bushaltestelle entstehen. Auf der verbleibenden Fläche ist ein Platz für Kommunikation und Treffen verschiedener Art geplant." (11)

Die Gemeinde Claußnitz konnte schlussendlich das Gelände des ehemaligen Heizhauses erwerben und den Abriss der Automatendreherei, des Heizhauses und die Sprengung des 50 m hohen Schonsteins am 21.11.2002 umsetzen. Die Kosten für den Abriss des Heizhauses und des Schornsteins betrugen 76.900 Euro (davon zwei Drittel Landesfördergelder als Zuschuss). (12)

Auf dem Gelände des ehemaligen Heizhauses befinden sich heute ein Kinderspielplatz, die Bushaltestelle „Zur Jahnhöhe“, eine „Multifunktions“-Wiese und Parkplätze.

 

Windige Investoren und die Treuhand

Das verbliebene GROMA-Firmengelände, auf dem sich unter anderem das Hauptgebäude befindet, wurde im Februar 2004 versteigert und ging an einen privaten Investor aus Ottendorf-Okrilla. Aus Gründen des Datenschutzes konnte die TLG Chemnitz damals keine Auskünfte über den neuen Besitzer geben. Ursprünglich hatte die Gemeinde Claußnitz geplant das Areal von der Treuhand Liegenschaftsgesellschaft TLG zu erwerben. „Aber der Preis war utopisch“ so der damalige Bürgermeister Günter Hermsdorf (CDU). (13)


GROMA - Hauptgebäude Vorderansicht 2003 GROMA - Tor am Haupteingang 2003 "GROMA zu verkaufen" - Schild am Tor des Nebeneingangs 2003

GROMA - Blick auf die noch stehenden Hintergebäude 2003 GROMA - Blick auf den Bachlauf durch das Firmengelände 2003 GROMA - Weiterer Blick auf die noch stehenden Hintergebäude 2003

GROMA Bilder von 2003 (für größere Ansicht bitte Bild anklicken)


Der neue Besitzer hatte eine Abbruchgenehmigung beim Landratsamt beantragt (14) begann aber nur die lohnenswerten und verwertbaren Rohstoffe wie Metalle und Pflastersteine vom Gelände zu entfernen. Müll und Schutt türmten sich seitdem auf dem Gelände wild aufeinander. Erst 2007 begann die Gemeinde Claußnitz dann noch aktiver dagegen zu Werke zu gehen, da einvernehmliche Lösungsversuche scheiterten. Laut einem Artikel der Freien Presse vom 17.10.2007 „werde man den Rechtsweg beschreiten“. Die Gemeinde bemühte sich trotzdem weiterhin, vorerst aber erfolglos, die private Ruine zu übernehmen.

Schlimm fand 2008 Bürgermeister Günter Hermsdorf (CDU), dass die Objekte

„… „für einen Appel und ein Ei und ohne Auflagen an ihre derzeitigen Besitzer verhökert worden sind". Die Claußnitzer mussten zuschauen, wie alle Wertstoffe herausgeholt, der Rest jedoch stehen und liegen gelassen wurde.“ (15)

Das der neue Besitzer offenbar nur an den Wertstoffen und schnellem Geld interessiert war stimmt natürlich, aber die Bemerkung zum Kaufpreis passt meiner Meinung nach irgendwie nicht zur Aussage, die unser damaliger Bürgermeister Günter Hermsdorf (CDU) bereits 2006 in der Freien Presse (13) traf:

„Aber der Preis war utopisch“

aber vielleicht fehlen mir hier ja noch Informationen …

Wie dem aus sei, nach einer Zwangsversteigerung der einstigen Maschinenfabrik im Jahre 2009 wurde die Gemeinde Claußnitz neuer Eigentümer des 16.000 Quadratmeter großen Grundstücks und konnte den Abriss und die Neugestaltung des GROMA Geländes endlich angehen.

Verfallenes GROMA Hauptgebäude 2013 Verfallenes GROMA Hauptgebäude 2013


 

Und weg war Sie (die GROMA) - Abschluss der Abriss- und Neugestaltungsarbeiten

2013 - 2014 wurden dann schließlich das Haupt- und die restlichen Nebengebäude und Verwaltungsbaracken abgerissen und das komplette Gelände neu gestaltet. So wurde genau 100 Jahre nach der Einweihung des repräsentativen GROMA-Hauptgebäudes (1913) dieses dem Erdboden gleichgemacht und das Kapitel Industrie in Markersdorf fand einen weiteren traurigen Abschluss.

Auf dem Gelände befinden sich heute Wege und Wiesen, sowie ein Hochwasserrückhaltebecken.

Informationstafel zur "Revitalisierung" der Industriebrache GROMA 2013 Informationstafel zur "Revitalisierung" der Industriebrache GROMA 2013


Abriss des Hauptgebäudes 2013 Abriss des Hauptgebäudes 2013


Abriss des Hauptgebäudes 2013 Abriss des Hauptgebäudes 2013


 

Was bleibt ist die Erinnerung

Um dem Vergessen entgegenzuarbeiten und an die kurze Blütezeit der Industrie in Markersdorf zu erinnern wurde zum 525-jährigen Ortsjubiläums am 15. Juni 2014 ein Gedenkstein für den Gründer der GROMA, Herrn Gustav Friedrich Grosser enthüllt. Gewürdigt werden dabei Gustav Friedrich Grossers Verdienste nicht nur für den Ort Markersdorf, sondern für die gesamte Region des Chemnitztales. Bei der feierlichen Enthüllung war sogar der Urenkel des Firmengründers, Herr Götz Grosser anwesend. (3)

2014 errichteter Gedenkstein für den Gründer der GROMA, Gustav Friedrich Grosser 2014 errichteter Gedenkstein für den Gründer der GROMA, Gustav Friedrich Grosser




Quellen:


Logo der Markersdorfer Fabrik Logo der Markersdorfer Fabrik




Weiterführende externe Links:

Sächsische Schreibmaschinen - Geschichte der GROMA (https://saechsischeschreibmaschinen.com/groma/)

Kleine Ausstellung "Historische Bürotechnik" (http://www.stb-betzwieser.de/aktuelles/ausstellung/kategorien/groma.php)

Robotron Technik - VEB Buchungsmaschinenwerk Karl-Marx-Stadt (https://www.robotrontechnik.de/html/standorte/buma.htm)

Industriemuseum Chemnitz (http://chemnitz.im/de/firma/veb-groma-bueromaschinenwerk-markersdorf/56/)


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