02.04.2021

Der Naturlehrpfad Markersdorf

Der Naturlehrpfad Markersdorf

Naturlehrpfad ? Was ? Wo ?

Auf einer Länge von knapp einem Kilometer soll der Naturlehrpfad im Landschaftsschutzgebiet "Muldental - Chemnitztal" (1) ein Kennenlernen, Verstehen und Erhalten der heimatlichen Natur ermöglichen.

Als Ausgangspunkt für eine Wanderung auf dem Naturlehrpfad Markersdorf bietet sich der Carolapark, einst ein optisch ansprechendes Etablissement, an der Bundesstraße B107 in Markersdorf an. Dort und an den abzweigenden Straßen sind Parkmöglichkeiten für Fahrzeuge vorhanden. Eine Bushaltestelle befindet sich direkt vor dem Carolapark.

In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich auch die Linie der Chemnitztalbahn mit dem Bahnhof Markersdorf - Taura. Auf Bahnverkehr wartet man hier allerdings vergebens, da der Betrieb dieser Strecke schon 1998 eingestellt worden ist. Bedauerlich, denn auf einer Strecke von 27 Kilometern winden sich die Gleise zusammen mit dem Fluss Chemnitz durch das Chemnitztal und boten dem Bahnreisenden einen reizvollen Einblick in die romantische Landschaft entlang des Schienenweges. Die Geschichte der Chemnitztalbahn lässt sich auf dem Museumsbahnhof Markersdorf-Taura erkunden.

Mit dem Chemnitztalradweg wurde eine sinnvolle Nachnutzung der Bahntrasse gefunden und dies ermöglicht nun eine touristische Erschließung des Chemnitztals.


Der Chemnitztalradweg Erkunden Sie das schöne Chemnitztal doch mal auf dem Chemnitztalradweg



Den Lehrpfad entdecken

Charakteristisch für diese Landschaft sind die edellaubholzreichen Mischwälder mit den offenliegenden Cordierit-Gneis-Blöcken. Benutzt man den Naturlehrpfad, kann die artenreiche Fauna und Flora unserer Heimat bewundert werden. Mit etwas Glück gelingen sogar Beobachtungen seltener Tiere. Um den nachtaktiven Siebenschläfer einmal zu Gesicht zu bekommen, dazu gehört allerdings schon eine gehörige Portion Zufall.

Tafel mit Erläuterungen am Lehrpfad (2003) Tafel mit Erläuterungen am Lehrpfad (2003)



Auf Hinweisschildern und Schautafeln werden dem naturinteressierten Wanderer viele der vorkommenden 48 einheimischen und fremdländischen Gehölzarten vorgestellt und nähergebracht. Zum Kennenlernen der Vogelwelt (ca. 58 Brutvogelarten) werden auch verschiedenartige Nistkästen gezeigt. Erwähnenswert sind davon zum Beispiel der seltene Pirol und der heimisch lebende Sperber.

Außerdem wird mit aufgestellten Hummel-, Hornissen- und Florfliegenkästen die einheimische Insektenfauna erhalten und gefördert.

Zahlreichen Steinklüfte und Felsansammlungen sind insbesondere im Schweizerthal zu finden. Der Volksmund hat hierfür zahlreiche Namen geschaffen und teilweise sind auch Geschichten oder Sagen dazu überliefert. Zu den bekanntesten gehören die am Lehrpfad gelegenenen Felsbildungen "Hockstein" und "Bärenhöhle". Weitere Naturschönheiten der unmittelbaren Umgebung tragen Namen wie "Ulrichsburg", Schreckenstein", "Kettenfelsen", "Nixenkluft" oder Räuberhöhle". Diese sind jedoch teilweise schon wieder in Vergessenheit geraten.

Cordieritgneisgebilde am Lehrpfad (2003) Cordieritgneisgebilde am Lehrpfad (2003)



Geschichte des Markersdorfer Naturlehrpfades

Dass wir uns hier in einem landschaftlich reizvollen Gebiet befinden wurde schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts festgestellt:

„In Markersdorf sollte jeder Naturfreund das Eisenbahnkoupe verlassen und das Tal bis Wechselburg durchwandern, denn von hier aus ist es landschaftlich reich an Abwechslung.„ (2)

Erstmals erwähnt wurde der Pfad mit den Sehenswürdigkeiten wie dem Hockstein bereits in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts in damaligen Heimatblättern (1922) und Zeitschriften (1926). (3), (4)

Der Markersdorfer Fabrikbesitzer Paul Grosser soll den Pfad um 1923 schließlich erschlossen und begründet haben. Natürlich auch zum eigenen Vorteil, wurde der Pfad doch damals zumeist als Arbeitsweg der Anwohner zwischen den Orten Markersdorf und Schweizerthal genutzt. Der Übergang über den Chemnitzfluss erfolgte zu dieser Zeit über eine Holzbrücke bei Schweizerthal, die durch das Hochwasser im Jahr 1954 jedoch zerstört und nicht wieder aufgebaut wurde.

Schautafel und Cordieritgneisgebilde am Lehrpfad (2021) Schautafel und Cordieritgneisgebilde am Lehrpfad (2021)



Der Ausbau zum Lehrpfad wie wir ihn heute kennen, wurde erst Ende 1950 von naturbegeisterten Bürgern der Umgebung realisiert. So wurde im Februar des Jahres 1957 in einer Sitzung des Markersdorfer Gemeinderates dem Antrag der Natur- und Heimatfreunde Markersdorf zum Aufbau eines Naturlehrpfades im "Grosser Wald" stattgegeben. Der Naturlehrpfad Markersdorf war geboren. Mit Elan begann im Sommer des Jahres 1957 der Bau der massiven Schutzhütte am Naturlehrpfadeingang. (4)

Die Pläne der Natur und Heimatfreunde Markersdorf gingen aber noch viel weiter. So sollte die vom Hochwasser zerstörte Holzbrücke in Schweizerthal wieder aufgebaut (4) und der Lehrpfad erweitert werden. Pläne dazu stammen aus dem Jahre 1961. Leider konnten diese Ideen nicht umgesetzt werden. Die Anliegergemeinden Markersdorf, Taura und Diethensdorf sowie die ortsansässigen Firmen waren zusammen nicht gewillt oder in der Lage die Finanzierung zusammen zu realisieren.

1961-karte-erweiterung-lehrpfad-erhard-winkler-976px Karte mit geplanter Erweiterung des Lehrpfades aus dem Jahr 1961 (eigenes Archiv)



Trotzdem haben die Markersdorfer Natur und Heimatfreunde den bestehenden Lehrpfad weiterhin gepflegt und verbessert. So wurden in der Folge über 250 Schilder und Informationstafeln aufgestellt. Mit Hilfe von Spenden umliegender Firmen konnten zudem sieben Ruhebänke an reizvollen Orten aufgestellt werden, die zum Verweilen einluden. (5)

Auf dem Lehrpfad (2021) Auf dem Lehrpfad (2021)



In den 1960er Jahren wurde es ruhiger um den Naturlehrpfad und lediglich ein aktiver Lehrpfadbetreuer, Fritz Knorr aus Markersdorf, hielt den Naturlehrpfad in Ordnung. Anfang der 1970er Jahre kam dann mit Armin Ludwig ein naturbegeisterter Mann nach Markersdorf, der zusammen mit bisherigen Lehrpfadbetreuern und Helfern aus der Umgebung dem Naturlehrpfad wieder neues Leben einhauchte (4) und diesen bis zu seinem Tod auch mit viel Engagement und Aufwand betreute.

Die Straße "Zum Lehrpfad" im Herbst 2005 Die Straße "Zum Lehrpfad" im Herbst 2005



2018 wurde die Betreuung von Rolf Schallau und Ina Kutsche übernommen. Sie wollen den Lehrpfad wieder herrichten damit dann z.B. wieder Gruppen bis zu 20 Personen hier geführt werden können. (6)



Quellen:

  • (1) https://www.landkreis-mittelsachsen.de/amtsblatt/282017e-hinweis-ueber-die-verkuendung-der-verordnung-des-landratsamtes-mittelsachsen-zur-festsetzung-des-landschaftsschutzgebietes-mulden-und-chemnitztal-im-landkreis-mittelsachsen-vom-27-juli-2017.html
  • (2) "Unsere Heimat" – Illustrierte Monatsschrift für das gesamte Erzgebirge und Vogtland. 1. Jahrgang 1902 (S. 322 ff.)
  • (3) Glückauf! – Zeitschrift des Erzgebirgsvereins – 46. Jahrgang 1926 (S. 48 ff.)
  • (4) Amtsblatt der Gemeinde Claußnitz vom 29.05.2007
  • (5) Erich Mai lebt und leidet mit der Natur - Artikel der "Freien Presse" vom 10.07.1997
  • (6) Artikel des Anzeigenblatts "Blick" vom 25.04.2018
  • Karte mit geplanter Erweiterung des Lehrpfades aus dem Jahr 1961 (eigenes Archiv)


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