31.10.2002

Sternmarsch am 31.10.2002 in Königshain

Erneut sollte die Öffentlichkeit mit einer Veranstaltung, diesmal in Königshain, auf den geplanten Raubbau an unserer Natur aufmerksam gemacht werden. Leider war das Wetter an diesem Tage genauso trist wie die Zukunftsaussichten der Anwohner von den in Planung befindlichen Abbaufeldern. Für das geplante Kies/Sand-Abbaufeld in Königshain läuft bereits das Planfeststellungsverfahren. Als Einwohner der betroffenen Gemeinden hat man die Möglichkeit, ja eigentlich sogar die Pflicht, Widerspruch zum laufenden Verfahren einzulegen. Gründe dafür gibt es jedenfalls genug, wie auch den auf der Veranstaltung verteilten Informationsblättern zu entnehmen war. Von allen Rednern wurden die Einwohner noch einmal nachdrücklich aufgefordert, eine Stellungnahme mit Einwendungen und Widersprüchen gegen das Planfeststellungsverfahren abzugeben. Denn: Wer jetzt schweigt, verspielt damit das Recht später einmal gegen Mißstände zu klagen.

Der inzwischen schon dritte Sternmarsch fand am Reformationstag 2002 statt. Das der Reformationstag ein Tag des Widerstandes ist, darauf wies der Pfarrer aus Königshain-Wiederau hin. Um zu verhindern, daß unsere Heimat später einmal "die Region der drei Affen" genannt wird (nichts sehen, nichts hören und nichts sagen) forderte der Pfarrer alle auf, endlich den "alten deutschen Untertanengeist" abzulegen. Nach seinen Worten kann man es sich nicht so einfach machen und sagen: "Da können wir nichts tun, die Großen machen doch sowieso was sie wollen!". Wir brauchen (und haben doch auch alle) Mut und Mumm um uns zu wehren, denn auch die Erde und der Boden können sterben - und das will schließlich keiner von uns. 60 Prozent seiner 100 Ha Nutzfläche, erläuterte ein Landwirt aus Königshain, sollen ihm entzogen und dem Bergbau zugeordnet werden. Was dies für die Existenz seines mittelständigen Landwirtschaftsbetriebes bedeutet kann sich wahrscheinlich jeder vorstellen. Der Landwirt betonte noch eimal, das alle eine Verantwortung gegenüber der Natur und der Heimat haben und sich ein jeder dieser Verantwortung stellen muß.

Um die Ausmaße des geplanten Abbaus einmal ersichtlich zu machen hatte man sich einiges einfallen lassen: Der Versuch den Bereich des Abbaus mit einer Menschenkette zu umstellen war aufgrund der unglaublichen Größe der Fläche (250 Ha, davon 150 Ha reine Abbaufläche) schon im vorhinein fallengelassen worden. Dafür hätte man wahrscheinlich die Bevölkerung einer Großstadt benötigt. Mit der Unterstützung des Schützenvereins konnte man aber zumindest einen ungefähren Eindruck vom geplanten Abbaubereich erhalten. So wurde mit Hilfe von Leuchtraketen der Verlauf der geplanten Kiesgrube verdeutlicht. Der Bürgermeister der Gemeinde Königshain-Wiederau erläuterte, daß der geplante Abbau, direkt an der Wohnbebauung entlang, einmal Dimensionen erreichen soll, die es in Sachsen bisher noch gar nicht gibt. Außerdem machten er und die anderen Redner auf die Eingriffe in die Natur, die Vernichtung von Ackerland, die Beeinflussung des Wasserhaushaltes, das zu erwartende erhöhte Verkehrsaufkommen, also auf die massive Beeinträchtigung der Wohn und Lebensqualität, aufmerksam.

Laut Planfeststellungsverfahren wird eine Tagesproduktion von 2000 Tonnen (jährlich ca. 600.000 Tonnen) angestrebt. In Ostdeutschland sind aber noch weitere, zum Teil sogar größere Abbaugebiete geplant. Diese liegen zwar zumeist in weniger dicht besiedelten Gebieten, bedeuten aber natürlich trotzdem einen massiven Eingriff in die Natur. Es scheint so, daß ganz Ostdeutschland von Bergbauuntenehmen besetzt ist ... welch ein Zufall ! Daß von deren Seite auch auch schon mal mit gezielter Desinformation gearbeitet wird, kann keinen mehr verwundern. So wird unter anderem behauptet, eine Kiesgrube sei wesentlich bürger- und umweltfreundlicher, als die Landwirtschaft !? Bleibt noch die Frage nach dem Bedarf an Sand und Kies in der heutigen Zeit. Bei bisher in Sachsen 80 bestehenden Sand- und Kiesgruben mit 18 Millionen Tonnen (laut statistisches Landesamt Sachsen) jährlicher Förderung und einer schwachen Baubranche kann man eigentlich schwerlich von Bedarf sprechen.